Dnipropetrowsk, die Heimatstadt der ehemaligen Oppositionsführerin der Ukraine ist die drittgrößte Stadt und hat in etwa eine Million Einwohner.
Die Stadt ist von Wien aus direkt mit dem Flugzeug erreichbar. Bis in die neunziger Jahre war Dnipropedrowsk eine geschlossene Stadt, da sich dort eine der größten Rüstungsindustrien der UdSSR angesiedelt hatte. Heute gilt die Stadt als das Finanzzentrum der Ukraine, und die größten Banken sind hier domiziliert. Mittelpunkt und Zentrum der Stadt ist die Karl-Marx-Allee.
In der Mitte der Straße kann man im Grünstreifen flanieren. Am Ende der Straße befindet sich ein sehr schöner Park, der zum Verweilen einlädt und zur warmen Jahreszeit ein Freilufttheater feilbietet.
Der Oktoberplatz ist am anderen Ende und beherbergt u.a. das historische Museum der Stadt und des Landes und vor allem aber das Diorama zur Schlacht am Dnepr, ein grosser massiver Betonbau, der zwar nicht besonders hübsch, aber sehr imposant „dasteht“. Erwähnenswert ist die Flusspromenade entlang des Dnepr, dem grossen Fluss der Ukraine, der sich auch durch Kiew schlängelt beziehungsweise am Rande des Kiewer Zentrums vorbei geht.
Es ist die längste Promenade Europas mit über 20 Kilometern Länge. Auch haben sich mittlerweile einige Cafes angesiedelt. Am Ende der Promenade sollte man unbedingt das Ufer wechseln und den Schewtschenko-Park auf der Klosterinsel besuchen. Neben dem sehr schönen, aber renovierungsbedürftigen Kloster befindet sich am Ende ein grosser Sandstrand, der nicht nur zum Baden, sondern auch zum Spazieren gehen einlädt.
Die Insel kann zu Fuß über die Brücke (empfehlenswert) oder über eine Seilbahn (eher nicht empfehlenswert) erreicht werden.
Unser Hotel (Hotel Reikartz – Zimmer um 40 Euro p.Nacht) lag am Rande der Karl-Marx-Allee, mitten im Zentrum. Auffallend war, dass das Hotel zwar in einer sehr noblen Gegend lag, die Slums der Stadt aber gleich daneben also auch neben der „Pracht“-Straße Karl-Marx-Allee begannen. Wellblechhütten, die dem Einsturz harren und nach 100 solcher Hütten plötzlich wieder eine schöne Einfamilienvilla mit dutzenden Überwachungskameras.
Tiefer in der Slumgegend endete plötzlich der Weg, und hinter einem Holzzaun sah man ein Territorium, das in etwa so groß wie 10 Fußballfelder war, voll bis oben hin mit Müll. Also eine Mülldeponie nur unweit vom Stadtzentrum entfernt. Wir hatten Glück, dass es Winter war, denn im Hochsommer wäre es dann doch möglich, dass sich diese Deponie geruchsmäßig auch bemerkbar machen würde.
Wieder aus der Slumgegend rauskommend erreicht man das EM-Stadion des hiesigen Fussballklubs der Stadt Dnipro Dnipropedrowsk. Wie jeder einzelne andere ukrainische Fussballklub der obersten Spielliga ist auch dieser Klub fest in der Hand eines Oligarchen und spielt auch dementsprechend häufig in europäischen Bewerben mit.
Die Stadt glänzt noch mit den vielen Brückenquerungen über den Dnepr, wobei der Zustand der jeweiligen Brücken zu wünschen übrig lässt. Trotzdem, alles in allem ist die Stadt einen Kurztrip übers Wochenende jedenfalls wert. Sie beinhaltet alles, neumodernen Protz neben Sowjetcharme aber leider auch Dritte-Welt Flair (Slums).
Insbesondere die Großzügigkeit an Plätzen und Strandpromenade lässt Touristenherzen höher schlagen, wenn es um die Wahl der Plätze geht, die man beim ganztägigen Flanieren stets auch zur Erholung benötigt.
Fotos: Wolfgang Glass