Zagreb, oder Agram, ist die Hauptstadt Kroatiens und nur vier bis fünf Busstunden (je nach Dauer der Kontrollen an der kroatisch/slowenischen Grenze) von Wien-Erdberg entfernt.
Die Stadt eignet sich perfekt für einen zwei- bis dreitägigen Ausflug (länger wäre es wahrscheinlich wenig sinnvoll, da die Stadt weder den architektonischen noch größenmäßigen Anspruch erheben kann, ihre Besucher länger bedienen zu können), und wegen der slowenischen und kroatischen Autobahnmaut ist eine Fahrt mit einem der täglich fahrenden Eurolinesbusse um 58 Euro tour/retour günstig und flott.
Wer sich auf eine Bahnfahrt einlassen möchte, der wird mit Sicherheit entschleunigt. Ich empfehle jedenfalls den Bus, da bei der Bahn auf Gleichstrom Wechselstrom folgt und die Loks getauscht werden müssen – nicht nur das dauert, auch die vielen Zwischenhalte fordern zeitlichen Tribut. Man braucht in etwa doppelt so lang wie mit dem Bus. Der einzige Gleichstrom, der beim Bus auf Wechselstrom fällt, ist an der Grenze. Dort fällt dieser Wechsel aber politisch aus und äußert sich durch eine Grenzkontrolle, die sich je nach Belieben der Grenzer zwischen 20 und 45 Minuten äußert.
Zagreb ist aber nicht nur Hauptstadt Kroatiens, sondern auch die Welthauptstadt der Straßen-Kaffeehäuser. In der Innenstadt reiht sich ein Kaffeehaus neben das andere. Alle diese Lokale sind sehr aufwändig gestaltet und laden zum gemütlichen Verweilen ein – auch zur kühleren Jahreszeit, da sie fast alle mit Heizstrahler ausgerüstet sind. Es ist auch nicht unwesentlich, wo man in manch einem Lokal Platz nimmt. Es gibt manchmal Bereiche und Tische, an denen ausschließlich Trinkbares geordert werden kann und andere Tische, wo auch gegessen werden „darf“. Jedenfalls verhungert und verdurstet man in der Stadt bestimmt nicht. Auch preislich braucht man sich nicht zu fürchten, dass man geneppt wird. Wie die Hotellerie ist, überprüft man lieber selbst, da ich bei Bekannten gewohnt habe und somit keinerlei Empfehlung über die lokalen Übernachtungsmöglichkeiten abgeben kann.
Die Sehenswürdigkeiten finden sich großteils in der Innenstadt. Außerhalb des Zentrums sind die Gebäude eigentlich nicht sehr einladend. Es dürfte sehr viel nach dem Krieg neu aufgebaut worden sein, zumindest sieht man außerhalb des Zentrums kaum historische Bauwerke, eher hässliche Bauten. Jedenfalls ist die ganze Stadt problemlos zu Fuß ergehbar, und am Besten beginnt man damit gleich im Zentrum. Dieses teilt sich in die Oberstadt und die Unterstadt. Die Unterstadt ist jener Bereich, wo die vielen Lokale sind und auch das Wahrzeichen der Stadt, die katholische Kathedrale (früher auch Stephansdom).
Am Platz davor, dem Kaptol, befindet sich der größte Markt der Stadt, wo Gemüse/Obst Fleisch und Käse in großer Anzahl feilgeboten werden. Am Besten geht man alles ab, da es meines Erachtens nicht DIE Sehenswürdigkeit gibt, sondern einfach zu viele schöne Gegenden, die man beim Zu-Fuß-Gehen ohnehin sieht. Schließlich ist die Stadt für die menschliche Größe gebaut, also alles in „walking-distance“. Erwähnenswert wäre aber beispielsweise das Nationaltheater, das am Rande des Zentrums ist. Weiters könnte man vom Busbahnhof aus, der sich etwa einen Kilometer entfernt vom Zentrum im Süden liegend breit macht, weiter Richtung Süden gehen. In dieser Gegend befinden sich sehr weitläufige Straßen und Plätze. Architektonisch nicht sehr hübsch, aber eindrucksvoll allemal, und es ist sicherlich kein Fehler beispielsweise im Süden des Zentrums der Stadt ein bisschen spazieren zu gehen, da auch die Wohngegenden der Zagreber eine bessere Rundsicht auf Zagreb ergeben. Man verläuft sich in Zagrebs Außenbezirken sicher nicht in furchtbar hässlichen Slums und dergleichen. Also keine Angst.
Doch zurück ins Zentrum: Der Ban Jelacic Platz ist der zentrale Platz Zagrebs, an dem ausschließlich öffentliche Verkehrsmittel halten dürfen. Der Großteil der Innenstadt ist autofrei, und somit gibt es glücklicherweise viele Fußgängerzonen und nur wenig Verkehrslärm.
Vom Ban Jelacic Platz aus kann man die Ilica, die bekannteste Geschäftsstraße der Stadt, entlang gehen. Nach 500 Metern befindet sich auf der rechten Seite die steilste und kürzeste Standseilbahn der Welt, die die Oberstadt mit der Unterstadt verbindet. Entweder man fährt hier hinauf oder man geht zu Fuß.
Oben angelangt hat man schöne Aussichten auf die ganze Stadt. Das Zentrum der Oberstadt bildet der Lotrscak-Turm. Zagrebs Oberstadt hat auf mich einen sehr schönen Dorfcharakter gehabt. Viele niedrige schöne historische Bauwerke und keine neumodernen Häuser.
Nachdem man also das Zentrum abgegangen ist, würde ich noch den Maksimir Park empfehlen. Der Park (gut 3km²) ist zirka halb so groß wie der Wiener Prater, also sehr groß für die einwohnermäßig nur halb so große Stadt (800.000) und ist eigentlich nicht sehr weit entfernt vom Zentrum. Entweder man nimmt die Straßenbahnlinie 11 (U-Bahn gibt es keine in Zagreb) und fährt direkt dorthin, oder man geht zu Fuß. Dann bemerkt man auch eher die nicht sehr schönen Gebäude außerhalb des Zentrums im Osten. Es sind meines Erachtens nichtssagende Gegenden, doch der sehr gepflegte Park ist ein wunderschönes Erholungsgebiet mit vielen Teichen, Bänken und freien Grünflächen und, wie könnte es anderes sein, auch mit zumindest drei gesichteten Cafetarias. Gegenüber vom Park befindet sich das Heimstadion (Maksimirstadion) des größten und bekanntesten Fußballklubs Zagrebs: Dinamo Zagreb.
Noch ein paar Worte zum Nachtleben: An Lokalen fehlt es in dieser Stadt nicht. Im „Maraschino“ Club (vom Ban Jelacic Platz nur fünf Minuten entfernt) gibt es im Keller Happy-Hour bis nach Mitternacht, und ansonsten wären zum Tanzen noch der „Peppermintclub“ und der „Lemonclub“ empfehlenswert. In beiden zahlt man keinen Eintritt. Alles in Allem eine sehr schöne und gepflegte Stadt, die sich für einen Wochenendtrip bestens eignet. Vor allem zur warmen Jahreszeit ist ein Besuch gut, wenn man in der Welthauptstadt der Kaffeehäuser auch ohne Heizstrahler draußen sitzen kann.
Fotos: Wolfgang Glass