Revival des Semmerings – Teil 1

Vor über 100 Jahren war der Semmering der Hotspot für Reiche und Adelige, jetzt erlebt der heilklimatische Luftkurort wieder ein Revival und zählt zu den neuen Hotspots mit dem Flair vergangener Tage.

Um über das Revival des Semmerings schreiben zu können, muss man dessen Geschichte Revue passieren lassen.

Der große touristische Erfolg des Semmerings ist unmittelbar mit dem Bau der Semmeringbahn verbunden. Damit ist der heilklimatische Luftkurort für viele schnell erreichbar geworden. Mit dem Bau der Semmeringbahn sind auch die ersten Grand Hotels gebaut worden, das Highlight war dabei das Hotel Semmering, das rückblickend auch „Erstes Südbahnhotel“ genannt wurde.

(c) Stefan Gruber

Initiator für den Hotelbau war der Generaldirektor der K.u.k. privilegierten österreichischen Südbahngesellschaft, Friedrich Julius Schüler.  Nach nur knapp über einem Jahr Bauzeit ist das Hotel Semmering am 15.7.1882 feierlich eröffnet worden. Der Bau war von weittragender Bedeutung und für die Belebung der Südbahnstrecke von Wien nach Triest sehr wichtig. Auf der Strecke hat es auch noch andere Grand Hotels der Südbahngesellschaft in Opatija und Toblach gegeben.

Nachdem sich das Hotel Semmering mit seinen 60 Zimmern sofort großer Beliebtheit erfreut hat und ständig ausgebucht war, hat man im Jahr 1889 die Dependance Waldhof mit 50 weiteren Zimmern gebaut. Bereits 1893 musste die Dependance nach einem Vollbrand neu aufgebaut werden, ein zweites Feuer im Jahr 1902 legte den Betrieb abermals lahm.

Originalaufnahme vom Südbahnhotel (c) Südbahnhotel

Zwischen 1901 und 1903 hat man mit dem Bau des Zweiten Südbahnhotels, auch Palasthotel genannt, begonnen. Man hat dabei den neuen Trakt direkt an den Restauranttrakt des Ersten Südbahnhotels angebaut. Im Vergleich zum Ersten Südbahnhotel, das von Architekten der Südbahngesellschaft entworfen worden ist und ein bisschen wie ein Bahnhof aussieht, ist das Zweite Südbahnhotel von den Architekten Alfred Wildhack und Robert von Morpurgo entworfen worden und deutlich pompöser ausgefallen als das Erste.

Das Erste und Zweite Südbahnhotel heute (c) Stefan Gruber

Als dritten Bauabschnitt des Südbahnhotels sind im Jahr 1908 der Post- und Telegraphentrakt sowie ein Kaffeehaus hinzu gekommen. Die größte Bauetappe erlebte das Hotel aber ab 1912, wo der große Speisessal und der Verbindungsgang zum Waldhof dazu gebaut worden sind. Zusätzlich hat man auch noch zwei altdeutsche Bierstüberln und ein modernes Kinotheater hinzugefügt.

(c) Stefan Gruber

Insgesamt hatte man mit allen Dependancen zu dieser Zeit rund 350 Fremdenzimmer zur Verfügung. Als weiteres Highlight ist im Jahr 1926 in unmittelbarer Nähe zum Hotel der erste Golfplatz in Österreich eröffnet worden.

Originalaufnahme vom Hallenbad(c) Südbahnhotel

Am 18.8.1932 hat man den hochmodernen kubischen Zubau des „Hallen-Schwimmbades“ inklusive Terrassen feierlich eröffnet, um das Südbahnhotel noch attraktiver zu machen. Das Becken war mit 20 x 8 Metern äußerst großzügig bemessen.

Im zweiten Weltkrieg diente das Hotel großteils als Lazarett, und von 1945 bis 1947 war es unter russischer Besatzung. Erst am 12.5.1948 hat die DOSAG (Donau Save Adria Eisenbahngesellschaft) das Hotel wieder eröffnet, jedoch war der Glanz vergangener Tage zu dieser Zeit schon verflogen.

(c) Stefan Gruber

Im Jahr 1971 ist das Südbahnhotel an eine Kärntner Privatgesellschaft verkauft worden, die das Hotel aber auch nicht mehr retten konnte. Das Erste Südbahnhotel ist 1974 vom Zweiten Südbahnhotel getrennt worden und in Eigentumswohnungen umgewandelt worden, ebenso wurden die Waldhof- Dependancen Eigentumswohnungen.

(c) Stefan Gruber

Der letzte Hotelgast hat im Jahr 1976 ausgecheckt, und das Hotel ist 1980 an die Südbahn Ges.mb.H. verkauft worden, die es wiederum 1993 an den derzeitigen Eigentümer verkauft hat. Dieser hat von 1994 bis 1998 schon mit Renovierungsarbeiten begonnen, dem Hotel eine komplett neue Dachdeckung spendiert und die Haustechnik grundlegend erweitert. Zum geplanten Luxus-Sanatorium ist das Südbahnhotel aber dennoch nicht geworden, nachdem 1998 die Bauarbeiten wieder eingestellt worden sind.

Das gleiche Schicksal hat aber auch andere große Hotelbetriebe am Semmering getroffen, die derzeit alle im Dornröschenschlaf liegen.

Das Hotel Panhans (c) Stefan Gruber

Schon 1888 gesellte sich zum Südbahnhotel das Hotel Panhans dazu, das vom Küchenchef des Südbahnhotels, Vinzenz Panhans, gegründet wurde. Bei der Eröffnung hatte das Panhans 44 Zimmer. Das Hotel wurde später vom Neffen Franz Panhans zu einem gigantischen Hotelkomplex mit 400 Zimmern ausgebaut. Im Jahr 1934 eröffnete im Hotel Panhans auch das erste Casino Österreichs. Nach dem Krieg waren aber auch die goldenen Zeiten des Panhans vorüber, und der Betrieb ist 1969 eingestellt worden. Im Jahr 1978 hat der Bauunternehmer Adalbert Kallinger den Gebäudekomplex gekauft und mit der Revitalisierung begonnen. Derzeit wird das Hotel Panhans wieder renoviert und ist noch geschlossen.

Kurhaus Semmering (c) Stefan Gruber

Als drittes imposantes Gebäude am Semmering ist 1909 das Kurhaus Semmering eröffnet worden, das  seinen Betrieb auch schon 1988 eingestellt hat und seitdem nur noch für Veranstaltungen im Rahmen des Kultur.Sommer.Semmering genutzt wird.

Kurhaus Semmering (c) Stefan Gruber

Auch das Südbahnhotel wird wieder für Veranstaltungen geöffnet, wie etwa auch im Rahmen des Kultur.Sommer.Semmering.

Wir hatten die Gelegenheit, das Südbahnhotel zu besichtigen und waren beeindruckt. Schon wenn man die Lobby betritt, startet man eine Zeitreise. Der aktuelle Eigentümer ist bemüht, das ursprüngliche Flair des Hotels zu erhalten, und es befinden sich große Teile des Hotels noch im Originalzustand.

(c) Stefan Gruber

Auch die Möbel sind noch großteils dieselben wie bei der Schließung im Jahr 1976, was dem Hotel seinen ganz besonderen Reiz gibt.

Großer Speisesaal im Südbahnhotel (c) Stefan Gruber

Man erkennt in jedem Eck viel Liebe zum Detail, und auch die Platzverhältnisse sind so großzügig, wie man es heute auch in Luxushotels nicht mehr findet. Ganz abgesehen davon, dass der Stil der vergangenen Tage etwas ganz Besonderes ist. Die in feinstem Marmor gehaltenen Toiletten mit dem kunstvoll gestalteten Waschbecken können ebenso begeistern wie der große Speisesaal, der auch heute noch schön gedeckt das Flair vergangener Tage erleben lässt.

(c) Stefan Gruber

Auch die Zimmer, die noch auf ihre Revitalisierung warten, sind in einem besonderen Stil gehalten. Man kann auch über eine ganze Etage durch die Zimmer gehen, so konnte man früher auch große Familien bequem beherbergen und die Zimmer individuell miteinander verbinden.

(c) Stefan Gruber

Das Südbahnhotel hat bei seiner Eröffnung zu den modernsten Hotels der Welt gezählt, die Highlights waren dabei elektrischer Strom und fließendes Wasser am Zimmer. Auch viele Jahre später merkt man dem Hotel noch an, dass es etwas ganz Besonderes ist.

(c) Stefan Gruber

Man kann sich bildlich vorstellen, wie Prof. Dr. Sigmund Freud oder die Königin Maria von Rumänien, die zu den vielen berühmten Gästen des Hotels zählten, am Kamin in den gemütlichen Sofas gesessen sind und sich vom Personal verwöhnen haben lassen.

(c) Stefan Gruber

Es gibt in Österreich sicher nicht sehr viele Plätze, die eine solche Ausstrahlung besitzen wie das Südbahnhotel, die einen auch noch lange nach dem Verlassen in ihren Bann ziehen.  Zwangsläufig kommt einem eine Zeile aus dem berühmten Lied „Hotel California“ in den Sinn: „You can check out any time you like, but you can never leave“ – was auf einen Besuch des Südbahnhotels auf jeden Fall zutrifft.

(c) Stefan Gruber

Im zweiten Teil lesen Sie was der Semmering noch zu bieten hat und wir verraten zwei Geheimtipps für Übernachtungen.

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