Durch seine Höhenlage gilt das Gomsertal als schneesicheres Langlaufgebiet. Rund 100 km Loipen stehen den Langläufern und Skatern im Winter zur Verfügung.
Die Loipen verbinden zwölf Gomser Dörfer miteinander. Im Obergoms gibt es zudem 85 km Winterwanderwege und 27 km Schneeschuhtrails. In jedem Dorf befindet sich ein Bahnhof der Matterhorn-Gotthard-Bahn.
Wir fahren aber nur kurz durch das wunderbare Hochtal und zweigen in Ulrichen Richtung Süden auf die zweite Passstraße unserer kleinen Rundreise ab. Der Nufenenpass, welchen wir nunmehr überwinden, verbindet den Kanton Wallis mit dem Kanton Tessin im Südosten der Schweiz. Eine 1964 gebaute Passstraße führt von Ulrichen über die auf 2478 m ü. M. gelegene Passhöhe ins Bedrettotal und weiter nach Airolo. Diese Passstraße ist die höchstgelegene Passstraße, die komplett innerhalb der Schweiz liegt. Östlich der Passhöhe des Nufenenpasses entspringt der Fluss Tessin. Von der Passhöhe aus bietet sich nach Norden ein weiter Blick auf die Berner Alpen mit dem Finsterarhorn, nach Süden blickt man auf den Griesgletscher.
Wir erreichen durch das Bedrettotal den Ort Airolo im Kanton Tessin und werden hier mit der bereits italienischen Kultur des Kantons Tessin konfrontiert. Nicht nur die Bauart der Häuser unterscheidet sich grundsätzlich von jenen des Gomsertales, sondern man wird auch durch Verkehrszeichen und Straßennamen in italienischer Sprache darauf hingewiesen, in welchem ethnischen Teil der Schweiz man sich nun befindet.
Airolo ist eine Gemeinde am oberen Ende des Valle Leventina, 55 km nördlich von Bellinzona, am südlichen Auslauf des Gotthardpasses. Airolo ist eine wichtige Bahnstation an der Gotthardbahn-Linie. Der Ort liegt am Südportal des Eisenbahntunnels und des Straßentunnels der Autobahn. Die Geschichte von Airolo war stets vom Verkehr über den Gotthard geprägt. Dadurch erlangten der Ort schon sehr früh große verkehrstechnische Bedeutung und vor allen Dingen sein Gastgewerbe und Transportbereiche große wirtschaftliche Bedeutung.
Der Gotthardpass oder wie er im Tessin genannt wird – Passo del San Gotthardo, war seit dem Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert, mit dem Bau des entsprechenden Autobahntunnels, eine der wichtigen Nord-Süd-Verbindungen über die Alpen. Als Gotthardachse wird die auch heute noch europäisch bedeutende Verkehrsachse bezeichnet, die in Nord–Süd-Richtung über das Gotthardmassiv oder unter ihm hindurch führt. Sie ist die direkte Verkehrsverbindung durch die Zentralalpen, da sie nur über einen Gebirgskamm führt.
Die Geschichte des Gotthard-Passes reicht bis in die Zeit der Römer zurück. Obwohl den Römern der Pass bereits unter der römischen Bezeichnung „Adula Mons“ bekannt war, wurde er von den römischen Karawanen kaum als Übergang in den Alpen genützt. Andere Wege, leichter und weniger gefährlich, wie die Straße über den Brennerpass oder den Reschenpass waren zu dieser Zeit begehrter. Der Gotthardpass an und für sich war jedoch nicht der eigentliche Grund der Ablehnung, sondern die fast unmögliche Durchquerung der Schöllenenschlucht am Weg zum Gotthardpass war das Hindernis. Eine Voraussetzung für einen Waren- und Personenverkehr über den Gotthard war daher die Befahrbarkeit der Schöllenenschlucht zwischen Göschenen und Andermatt. Um 1220 wurde zuerst die Twärrenbrücke gebaut und um 1230 die erste hölzerne Brücke über die Reuss, die Teufelsbrücke. 1595 wurde diese durch eine steinerne ersetzt.
Die zumeist mühevolle Überwindung des Gotthard-Passes wurde durch den Bau eines Tunnels für die damals aufstrebende Eisenbahn beendet. 1882 wurde der Eisenbahntunnel in Airolo eingeweiht. Das erste Automobil überquerte im Jahre 1902 den Pass auf der Gotthardstraße. Immer mehr Fahrzeuge und aufkommender Massentourismus führten nach dem Zweiten Weltkrieg am Gotthardpass zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen, und es zeigte sich, dass die alte und kehrenreiche Gotthardstrasse, die Tremolastraße, den neuen Ansprüchen immer weniger genügte. Ab 1924 konnten erstmals Autos als Reisegepäck durch den Tunnel mitgenommen werden; 1930 waren es bereits rund 3600 Fahrzeuge pro Jahr. Trotzdem musste eine neue Straße her. Im Jahr 1953 begann man im Kanton Uri mit dem Vollausbau der Schöllenenstraße. Die neue Passstraße umgeht mit ihrer neuen Linie, den dreizehn Brücken, einem Tunnel und ihren langen Lawinengalerien die alte Tremolastraße großräumig.
Aber auch diese neue Gotthardstraße erwies sich nur als Zwischenlösung. Jeden Winter musste die Passstraße jeweils für einige Monate gesperrt werden. Immer lauter wurden die Stimmen, welche verlangten, dass auch für den Straßenverkehr ein Tunnel durch den Gotthard-Pass unumgänglich ist. Und so verlor nach nicht einmal zwei Jahrzehnten auch die neue Gotthardstraße an Bedeutung, als mit der Eröffnung des Autobahntunnels am 5. September 1980 unter dem Gotthard eine wintersichere Verbindung für die Nord-Süd-Straßenachse geschaffen wurde.
Auch wir überqueren den Gotthard-Pass auf der neuen Passstraße, die alte, aber noch grundsätzlich befahrbare Tremolastraße war leider wegen kurz vorher erfolgtem Schneefall gesperrt. Auf der Passhöhe in 2.106 m liegen ein kleiner Stausee sowie das Gotthardmuseum und das Hotel San Gottardo.
Ebenso für Touristen zur Besichtigung geöffnet ist ein Teil des alten Hospizes, welches in seinen Grundmauern auf die Karolingische Zeit zurückgeht.
Mit der Abfahrt in das Urserental sind wir wieder im Kanton Uri. Nach knapp 15 Kilometer erreichen wird wieder den Ort Andermatt, von welchem unsere kleine Rundfahrt ihren Ausgangspunkt genommen hatte.
Wir konnten die gesamte Strecke bei herrlichem Bilderbuchwetter zurücklegen und dabei die schneebedeckten Bergriesen um uns herum bewundern. Frühling und Herbst sind, soweit es die Straßenverhältnisse zulassen und die Straßen bereits schneefrei sind, sicher die beste Reisezeit, um diese wunderbare Seite unseres Nachbarn Schweiz kennen zu lernen und sich an der Faszination der Bergriesen zu erfreuen.
Bericht und Fotos: Franz Dohnal